Archiv für den Monat März 2021

Unsere Corona-Wunschliste

Auch wenn wir nun für uns einen Weg gefunden haben, wie das Leben wieder etwas einfacher wird (wobei das zugegeben keine billige Lösung ist), sind wir mit der aktuellen Lage im Land alles andere als zufrieden. Klar gibt es keine einfachen Lösungen, aber an folgenden Punkten könnte bitte noch gefeilt werden:

  • Flächendeckende Schnelltests (auch für Kinder in Schulen und Kindergärten), ein großes Impfangebot und dadurch sinkende Inzidenzzahlen. Wir verstehen nicht, warum Kinder aktuell nicht getestet werden und das Testangebot nicht schneller aufgebaut werden kann. Andere Bundesländer (und selbst Drogeriemarktketten!) schaffen es doch auch.
  • Bessere (=schnellere+genauere) Datenerfassung bei Corona-Fällen, um das Risiko in verschiedenen Bereichen besser beurteilen zu können. Denn was kümmert mich auf der einen Seite ein hoher Inzidenzwert, wenn er auf einen größeren Corona-Ausbruch am anderen Ende des Landkreises zurückzuführen ist? Und auf der anderen Seite: wenn in der Einrichtung meines Kindes ein Fall aufgetreten ist, warum erfahre ich das u.U. erst Tage später?
  • Punktuelle schnelle Verstärkung der Personals, wo es gerade nötig ist. Wir haben auf der einen Seite in vielen Bereichen Personalnot (Schulen, Krankenhäuser, Pflegepersonal), auf der anderen Seite Leute, die nicht arbeiten gehen können/in Kurzarbeit sind. Die Idee, kurzzeitig woanders auszuhelfen gab es letztes Jahr schon und es wurde auch laut Presse so gelebt, in diesem Jahr hört man davon aber nicht mehr viel. Wir fänden es auch nicht verkehrt, die Bundeswehr öfter einzusetzen, wenn sie dafür die Kapazitäten hat.
  • Die Verhältnismäßigkeit sollte stärker in den Fokus rücken:
    • Drastische Verschärfung der Regeln in Supermärkten und Discountern. Warum dürfen sich die Menschen im Aldi stapeln, aber ein Einzeltermin im Kindermodengeschäft ist zu gefährlich??
    • Öffnung aller Einrichtungen (auch Einzelhandel und Kinos), die ein tragfähiges Corona-Konzept haben, angepasst an die Zahl und den Ort der aktuellen Corona-Fälle (quasi ein Stufenplan ohne Komplettschließungen). Gerne in Verbindung mit den nun möglichen Schnelltests. Die Zero-Corona-Strategie ist inzwischen wohl kaum mehr in Deutschland möglich …
    • Normale Treffen mit den Verwandten und Freunden sollen möglich sein. Auf der einen Seite ist man in den Schulen stundenlang mit 20-30 Personen in einem Raum (ggf. sogar in mehreren unterschiedlich zusammengesetzten Gruppen), auf der anderen Seite dürfen wir uns seit Monaten mit nur einer weiteren Person aus einem Haushalt treffen – das passt nicht zusammen. Immerhin werden dieses Mal die jüngeren Kinder nicht mitgezählt. Letztes Jahr durften wir uns ja quasi (da wir schon zu fünft sind) mit niemandem mehr treffen…
    • Wiederaufnahme des Vereinssports (mit den einmal ausgearbeiteten Corona-Konzepten).
  • Talkshow-Verbot für Politiker und generell mehr Vielfalt in Talkshows und den Schlagzeilen. Es gibt so viele soziale Themen, die interessant und wichtig sind, aber was läuft Tag für Tag im abendlichen Fernsehen? Corona mit Lauterbach, Corona mit Spahn, Corona mit Laschet, Corona mit Söder, … Leute, macht lieber mal euren Job, anstatt den Bürgern mit dem immer gleichen Gelaber auf die Nerven zu gehen. Und nein, ihr müsst uns nicht Corona erklären, das machen schon die Experten. Auch den Journalisten würde es gut stehen, sich wieder um andere relevante Dinge zu kümmern.

Rechte und Pflichten von Familien in Corona-Zeiten – was hat sich getan?

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich einiges getan. Während auf Familien zu Beginn der Pandemie kaum Rücksicht genommen wurde und die Situation zum Teil sogar romantisiert wurde („Wie schön es doch sein muss, im Homeoffice jederzeit einen Blick auf seine Kinder haben zu können …“), Homeoffice neben der Kinderbetreuung als total normal und selbstverständlich machbar dargestellt wurde, ist die Realität inzwischen zu den meisten Verantwortlichen vorgedrungen und es wurden Maßnahmen ergriffen. Leider hat es bei vielen Maßnahmen mehr als ein Jahr gedauert, um diese auf den Weg zu bringen und ich denke, es werden noch weitere Maßnahmen nötig werden, denn viele Eltern haben die Belastungsgrenze bereits überschritten.

KiTa-Gebühren
Bereits im letzten Jahr wurden Eltern KiTa-Gebühren erlassen. Wer die KiTa wegen Schließung nicht nutzte bzw. nicht nutzen konnte, musste dafür auch keinen Monatsbeitrag zahlen. Die konkrete Ausgestaltung blieb dann den Trägern überlassen.
Seit dem 10.03.2021 findet man unter dem verheißungsvollen Titel „Weiteres Hilfspaket für Familien geschnürt“ die Erklärung, unter welchen Bedingungen und mit welcher Summe das Land BW dieses Mal die Träger unterstützt.
Wenn man genau nachliest, findet man den ein oder anderen Haken:
1. Es geht nur um die coronabedingten Schließzeiten vom 11. Januar bis 22. Februar 2021. Alles andere (Quarantäne-Schließzeiten etc.) ist nicht relevant.
2. Da das Land die Träger unterstützt, ist nicht unbedingt sichergestellt, dass das Geld gleichermaßen bei allen betroffenen Eltern ankommt. Wahrscheinlich rechnen die Träger zum Großteil taggenau ab und berechnen nur anteilig den Umfang, den die Kinder in der Notbetreuung verbracht haben. Vielleicht wird aber hinterher (je nach Kassenlage) auch rückwirkend die Gebührenordnung noch einmal geändert.
Aber mal ehrlich: mit der Erstattung der Elternbeiträge ist noch nicht viel geholfen.

Kinderkranktage
Bereits Anfang des Jahres 2021 hat Angela Merkel öffentlich erklärt, dass es mehr Kinderkranktage geben soll und diese auch zur Betreuung der Kinder während coronabedingter Schließzeiten eingesetzt werden dürfen.
Der Anspruch auf Kinderkrankentage wurde dann tatsächlich verdoppelt und ausgeweitet.
Damit hatten dann alle gesetzlich versicherten Angestellten einen höheren Anspruch auf Kinderkrankentage.
Nun fallen darunter aber weder Beamte, Selbständige noch Privatversicherte. Auch die haben u.U. Kinder und ein echtes Betreuungsproblem und damit schnell auch ein finanzielles Problem, siehe auch dieser Beitrag: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/hmp-kinderkrankengeld-nicht-fuer-privatversicherte100.html
Auf Beamte wurden die Gesetze inzwischen übertragen (https://www.bbw.dbb.de/aktuelles/news/nach-erfolgter-gesetzesaenderung-des-bundes-hat-das-land-seine-regelungen-aktualisiert/

https://www.bbw.dbb.de/fileadmin/user_upload/www_bbw_dbb_de/pdf/2021/Rechtliche_Hinweise_d._Innenministeriums_und_d._Finanzministeriums_-_Sta.._.pdf). Allerdings hat es ein paar Wochen länger gedauert, die die Eltern darauf warten mussten und es hat wohl jedes Bundesland wieder seine eigenen Vorgaben erstellt. Tatsächlich habe ich die Informationen für BW erst durch eine gezielte Suche auf den Seiten der Gewerkschaften gefunden. Man sollte meinen, dass es für solche Dinge einen Verteiler gibt, aber auf dem Dienstweg kam das leider nicht bei uns an. Was leider weiterhin nicht geregelt ist: wenn die Kinder über den verbeamteten Elternteil privatversichert sind, der andere Elternteil aber in der gesetzlichen Versicherung, erhält nur der verbeamtete Elternteil bezahlte Kinderkranktage. Ein Abwechseln zwischen den Eltern ist alleine deshalb bei dieser Konstellation nicht wirklich möglich.
Wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte man übrigens über die ein oder andere Regelung fast schmunzeln: Die Regelungen sollen tatsächlich rückwirkend gelten – aber wie nehme ich nun rückwirkend Kinderkranktage?
Dass es an Regelungen für Selbständige fehlt, ist bereits bekannt und es wird wohl daran gearbeitet. Aus den gemachten Erfahrungen zu schließen, kann es noch ein paar Monate dauern, bis es dann eine (vielleicht sinnvolle) Lösung gibt.

Was weiterhin bleibt, ist das Dilemma der Eltern, sich zwischen Arbeit und Kinderbetreuung entscheiden zu müssen. Egal wie man sich hier entscheidet, etwas wird immer auf der Strecke bleiben. Bei den Arbeitgebern werden Eltern und insbesondere Alleinerziehende mit (mehreren) Kindern sicherlich nicht beliebter. Durch die ständig möglichen Kinderkranktage ist die Einsatzfähigkeit von Eltern quasi unberechenbar. Ob man die Kinderkranktage wirklich nimmt, will gut überlegt sein, steht man damit doch sicherlich in dem ein oder andern Unternehmen schnell auf der Abschussliste. Die Verantwortung, die hier den Eltern auferlegt wird, ist also sehr hoch und DIE richtige Entscheidung gibt es nicht.

Ich persönlich hätte eine Corona-Elternzeit bevorzugt, die es zulässt, meine Berufstätigkeit wegen der Schulschließungen zu reduzieren und die Art der Arbeit anzupassen, um nach Schulöffnung wieder normal weitermachen zu können. Das wäre vielleicht auch meinem Arbeitgeber entgegengekommen. Der muss für die Zeit des Ausfalls schließlich Ersatz organisieren (können). Wer soll die Arbeit denn erledigen, wenn Kinderkranktage genommen werden? Wer soll denn die Klassen unterrichten, wenn Lehrkräfte wegen der eigenen Kinderbetreuung ausfallen? Ich selbst hätte bei eingeschränktem Schulbetrieb mit drei kleinen Kindern 45 Tage, d.h. min. 9 Wochen im Jahr fehlen dürfen!! Wie soll das denn in der Praxis funktionieren? Da müsste man ja tatsächlich Vertretungslehrkräfte einstellen, die dann den Unterricht adäquat übernehmen können …

Überstunden (nicht nur) in der Pandemie
Genau dasselbe Problem haben derzeit viele Eltern mit kleinen Kindern. Hierzu noch zwei Erfahrungsberichte von Lehrerinnen. Ein kleine Hilfe könnte hier auch die Erfassung und der Ausgleich von Überstunden darstellen, damit das Zeitproblem der Eltern entschärft wird. In vielen Branchen werden viele (unbezahlte) Überstunden geleistet, was besonders Teilzeitkräfte stark belasten kann, insbsondere während der Pandemie. Vom EuGH wurde die Arbeitszeiterfassung ja bereits bereits 2019 gefordert (EuGH, Urteil vom 14.5.2019 – C-55/18), in vielen Branchen, u.a. auch bei den Lehrern wurde diese bisher nicht umgesetzt. Wann (und ob überhaupt) diese Arbeitszeiterfassung nun in allen Bereichen kommt, bleibt offen.

Corona-Elternzeit

Wie schnell die Zeit vergeht! Da wird es doch mal Zeit für einen kleinen Zwischenbericht.

Durch die Corona-Krise und die damit einhergehenden Einschränkungen im Bereich Schule und Freizeit brauchten wir als Familie dringend mehr Zeit für die Kinder. Der Lockdown aus dem letzten Frühjahr hat sich tief eingebrannt, als wir weiter das normale Arbeitspensum zu leisten hatten und gleichzeitig drei Kinder beschulen und bespaßen mussten. Anspruch auf Notbetreuung hatten wir nicht, Omas und Opas als Betreuung fielen wegen der Zugehörigkeit zu Risikogruppen weg. Ihr kennt es ja selbst oder habt sicherlich von anderen gehört, denen es ähnlich ging. Danach ist die Vor-Corona-Normalität das restliche Jahr 2020 leider nicht vollständig zurückgekehrt – von Woche zu Woche musste man u.a. in den Schulen neue Verordnungen abwarten und sehen, wie sich das auf der einen Seite auf die eigene Berufstätigeit als Lehrerin und auf der anderen Seite auf die schulischen Rahmenbedingungen der Kinder auswirkt. Entsprechend musste man den Familienalltag daran anpassen und organisieren. Die Rahmenbedingungen wie vor Corona bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren schlicht nicht mehr gegeben und die Einschränkungen waren für uns mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Und immer gab es die Gefahr, dass einer von uns sich in der Schule mit Corona ansteckt oder in Quarantäne muss – welche Schwierigkeiten das mit sich bringt, hatten wir im Oktober 2020 schon erlebt. Auf Unterstützung durch Politik oder Arbeitgeberseite konnte man sich leider auch nicht verlassen. Irgendwie bekommt man das alles zwar hin und wenn jemand sagt, anderen geht es noch schlechter, stimmt das auch, aber wirklich gut ist dieser Zustand für die gesamte Familie auf Dauer dennoch nicht.

Als sich dann im Dezember 2020 deutlich abgezeichnete (zumindest für uns), dass es wieder größere Einschränkungen geben würde und Schulschließungen wieder wahrscheinlich werden, die Impfungen sich verzögern, wir aber gleichzeitig in der Arbeit eher Überstunden leisten und präsent sein müssen, um die nötige Arbeit zu erledigen (wenn wir nicht da sind, bleibt der Großteil der Arbeit einfach liegen und wird einfach nur dringender), haben wir beschlossen, dass es an der Zeit ist, dass einer von uns noch einmal Elternzeit nimmt. Wie beide haben noch ein paar Jahre übrig, die wir nicht in den ersten drei Lebensjahren genommen hatten. Aus finanziellen und organisatorischen Gründen haben wir es so geregelt, dass der Vater als 100%-Kraft weiterarbeitet und ich als Mutter (bei einer 50%-Stelle) nun Elternzeit nehme. Gerne hätten wir beide unsere Arbeitszeit gleichermaßen reduziert (um nicht ins „traditionelle Rollenmodel abzurutschen“ – das ist aber in der aktuellen Zeit eine ganz andere Baustelle …) – da wir uns aber beide unsere Arbeitszeiten nicht frei aussuchen können und es aktuell bei keinem von uns ohne Überstunden klappt, hätte uns das für die Organisation des Familienlebens nur wenig geholfen.

Nun bin ich seit Ende Februar tatsächlich zu Hause und wir als Eltern sind angesichts der aktuellen Entwicklung froh darum. Unsere Grundschulkinder hatten seit dieser Zeit Wechselunterricht (jeden 2. Tag, alle 2 Wochen – im Wechsel) und waren für die Tage des Fernunterrichts zu Hause. Die Wochen, als die Schulen und Kindergärten noch geschlossen hatten und ich noch arbeiten gegangen bin, waren sie zur Notbetreuung gegangen (darauf hatten wir dann im Januar 2021 plötzlich tatsächlich Anspruch). In den ersten Wochen der Elternzeit kam bei mir bisher keine Langeweile auf – aber es kehrt deutlich mehr Ruhe und Gelassenheit ein. Ich muss die Kinder nun nicht mehr ständig vertrösten und habe nicht mehr die lange To-Do-Liste von Dingen, die HEUTE noch zu erledigen sind. Es gibt noch einige Dinge, die während der Corona-Zeit liegengeblieben sind, aber die können ja nach und nach erledigt werden.
Seit dieser Woche haben wir in BW quasi wieder Regelunterricht in den Grundschulen, die Kindergärten sind geöffnet. Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen (und nach einem Blick ins Ausland) gehen wir allerdings davon aus, dass das nicht allzu lange so bleiben wird. Von Schnelltests an unserer Grundschule für die Kinder haben wir noch nichts gehört, nur für die Lehrer; dass es auch anders geht, machen uns andere Bundesländer vor, z.B. in RLP findet weiterhin Wechselunterricht statt und selbst die Schüler machen an etlichen Schulen 2 Schnelltests pro Woche! Damit würden wir uns hier auch wohler fühlen. Wir hoffen, dass in den Einrichtungen unserer Kinder keine Corona-Fälle auftreten, ansonsten müsste (abgesehen vom Risiko einer Corona-Infektion) der gesamte Haushalt (also die gesamte Familie) 14 Tage in Quarantäne – ein „Freitesten“ ist derzeit nicht möglich, sofern es sich um eine Mutation des Virus handelt. Allerdings wäre eine Quarantäne durch meine Elternzeit nun auch stressfreier abzufangen …